Vielleicht war es so.
Als Gott die Welt geschaffen,
gab es nur Dunkel und Hell –
den Tag und die Nacht.
Die Menschen (nicht die Affen!)
orientierten sich schnell.
Es gab noch kein Weiß,
das heute gern wir preisen.
Ratsch! und es kam die Idee:
Was hell war und licht –
es wurde weiß geheißen.
Weiß! Wie der Frost und der Schnee.
Es gab auch kein Schwarz.
Was nunmehr schwarz wir nennen –
Vorbild dafür war die Nacht.
Dazwischen man schob –
um ferner es zu kennen –
Grau, das mit Gragrau bedacht.
Und alles war gut.
Doch fehlte noch die Farbe
Rot – als entflammende Glut.
Des Blutes Symbol!
Wenn Wunden einst vernarben,
gibt es auch blutrotes Blut.
Jetzt gab es das Rot.
Wo blieb das Gold der Sonne!
Lächelnd man nannte es Gelb.
Es mußte geschehn:
Man hatte liebgewonnen
Sonne und Gelb dieser Welt.
Und wie ohne Grün,
wo Feld und Wald und Wiese
grünen im Frühling vollauf!
Ein redlich‘ Bemühn –
das Grün als Farbenriese
stieg auf der Leiter hinauf.
Wie schön die Natur,
wenn Farben rings vorhanden.
Schenk der Natur dein Vertraun.
Vermischt und gemixt,
ist unverhofft entstanden
Braun – wie das Braunbärenbraun.
Die Welt wäre blaß
bei all dem Farbenschiller,
düster und öde und grau;
die Welt wäre fahl –
wie ohne Lerchentriller -,
gäb‘ es kein himmlisches Blau!
Es warteten schon
da Rosa, Purpur, Flieder,
Lila, Orange, Violett…
O üppige Pracht –
im Chor gesung’ne Lieder,
Sologesang und Duett!
Dann reihten sich an
noch Tausende von Tönen –
Moll auch und freudvolles Dur…
Die Schöpfer allein
des Farbenwunderschönen
waren und bleiben für immer
die Menschen und Mutter Natur!
1981
