Jahreswechsel

Zur späten (oder frühen!) Stunde
begegnen heute hier einander
am Kreuzweg des Jahrhunderts
(Es leuchtet farbenfroh
    die Losung „JAHRESWENDE!“)
der altgewordene Dezember
und sein Nachfahr, der junge Januar,
und reichen lächelnd sich die Hände:
Zwei Boten des Jahrhunderts,
in Freundschaft eng verbunden,
repräsentieren miteinander
das alte und das neue Jahr…

Im ganzen Heimatlande,
wo immer es auch war –
in Werken und Fabriken,
in Kohlengruben, Eisenhütten,
auf Erdöl- und Getreidefeldern,
in Forstwirtschaftsbetrieben,
und im Bereich des Wissens,
und in der Sphäre des Gewissens –
da haben der Dezember
und seine elf Gebrüder,
des Fortschritts Fahne hissend,
stets ihren Mann gestanden
das ganze runde Jahr…

Das so ereignisreiche Jahr ist um…
Es geht ja, Freunde, nicht darum,
um Lobeshymnen nun zu singen.
Es muß die Wahrheit stets erklingen.
Es ist noch manches Laster
                       zu bezwingen.
Doch hat das alte Jahr
           so manchen Sieg errungen,
es hat das größte aller Übel,
den Ausbruch eines atomaren Krieges,
im harten Widerstreit bezwungen
trotz hinterlistigen Intrigen,
die skrupellos und geifernd,
um Maximalprofite einzustecken,
die Waffenhändler fleißig spinnen.

Und auf dem aufgerollten Banner
        des Wirkens und des Ringens
steht großgeschrieben wie schon immer –
das Wohl der Menschen,
              der werktätigen Massen
mit ihren Freuden
              und mit ihren Sorgen –
ihr Sehnen und ihr Tun und Lassen,
ihr tatenreiches Heute
   und ihr hoffnungsvolles Morgen…

Und dort am Kreuzweg
                   des Jahrhunderts,
zur späten (oder frühen!) Stunde,
wünscht froh der scheidende Dezember
(Rings farbenprächtig prangt
      das Spruchband „JAHRESWENDE!“)
nun seinem jungen schlanken Vetter,
dem lebensfrohen zielbewußten Januar
ein glückliches und ein gesundes
und frohes  N E U E S   J A H R.

13.12.1985