Für das Deutsche Dramatheater
Nach dem schönen warmen Regen
atmet auf – die ganze Gegend:
Wind und Sonne neu umweben
jeden Traum mit goldnen Fäden…
Steht ein Kind am Rand des Weges,
fragt die Wandrer nach dem Wege,
der es führe – bis zum Wege,
den man nennt den Weg der Wege…
Kommt des Wegs ein Wichtelmännchen,
schenkt dem Knirps
ein kleines Wennchen:
„Wenn du nun das Wennchen fragst
und dabei noch ‚Bitte!‘ sagst
und versuchst, dich zu verneigen,
wird´s ein Stückchen Weg
dir zeigen…“
Geht Klein Hänschen froh und heiter
immer weiter, immer weiter…
Da beginnt sein Schuh zu drücken:
„Müde wird man von dem Wege!
Wenn das Wennchen warten würde,
würden wir den Treff verlegen…“
„Nein, zum Ruhen“, flüstert Wennchen,
„gibt es keine Zeit, Klein Hänschen!
Siehe: Dort in ferner Ferne
leuchtet hell der Stern der Sterne –
unser lichtes Zukunftslicht!“
Und sie eilen wieder weiter:
Hin zum Weg der Wege schreiten
sie voll froher Zuversicht…
Hoch am Himmel Sterne funkeln…
Auf der Bühne ist´s noch dunkel…
Endlich geht der Vorhang auf.
Das Theater hat begonnen!
Und es strahlen seine Sonnen
Wärme, Licht und Güte aus:
Und der Sprache heller Klang,
und die Poesie des Spieles,
und der Dichtung Chorgesang,
und die Tiefe der Gefühle
und die Macht der Menschenliebe
reißen uns in ihren Bann.
***
Stolz und Freude wir empfinden:
Künstler wurden aus den Kindern!
Und ihr künstlerisches Können
läßt so manches Herz entbrennen –
und es singt sein Schwanenlied!
Für das Schöne sie erschließen
immer wieder die Gemüter…
Möge ihre Saat ersprießen:
Ein Theater, das sich müht,
seinen großen Weg zu finden!
1986
