Und kostet´s auch viel Müh

Wieviel glatte Schriften
wurden jahrelang geschrieben.
Wieviel Freveltaten
wurden glatt verschwiegen –
kichernd, wohlberaten,
die Gerechtigkeit vernichtend.
Und so manches Menschenschicksal
wurde raffiniert zerkrümelt
und im Unheilstiegel
wie verfluchtes Ungeziefer
rabiat zerrieben.

Nun schlucken wir die Pillen
der erwürgten Wahrheit
jener schweren Jahre.
Es sind das keine Grillen
und keine Fluchtgedanken.
Es sind die zehn Gebote
der Überlebenschancen.

Drum heißt es jetzt die Laster
der Stagnation entgiften,
um damit die neuen Wege,
die wir gehen, gut zu pflastern.
Es ist richtig und wichtig,
wenn wir in Container verladen
all den seelischen Müll
und den giftigen Staub,
der noch drin im Gehirn,
und die Krankheitserreger
ganz tief in der Erde
für immer vergraben,
 damit wir nicht wieder
kurzsichtig, schwerhörig
und großmannssüchtig
wie damals werden…

Ist es nicht zu spät?
Ist es nicht zu früh?
Ist´s nicht besser, abzuwarten
ganz ruhig im Schatten
der erfrischenden Publizität,
auf der weichen Liege
der gefälligen Demokratie,
wie, was, wo und wann
sich wieder ändern kann?..
Ja, auch solche Tagediebe
wird es leider geben.

Wir aber haben unser Ziel.
Und kostet´s auch viel Müh –
aufrecht schreite,
              Mensch, voran:
Wir wollen endlich
            menschlich
                       leben!

1987