Angst hat jeder mal erlitten…
Jeder sieht
und fühlt
und weiß:
Oh, so mancher Mensch –
er schweigt,
zügelt sich und trägt sein Leid
oft allein, für sich,
im stillen:
Wie ein drohendes Gewitter…
Will das liebe Ich beweisen
öfters seinen guten Willen
und sein MITGEFÜHL bezeigen,
gibt’s dafür zu allen Zeiten
abertausend Möglichkeiten…
Wenn im einen kleinen Winkel
einer Seele niedersinken
fremde Schmerzen auf die Knie
und sie um Verständnis bitten –
ach, wie schön,
wenn sie nicht taub,
wenn sie an das Gute glaubt,
in der Not sich selbst vertraut
und auch dieses Mal sich müht,
jenes Flehen zu erhören
und dem fremden Herzenskummer
fraglos Zuflucht zu gewähren…
Und es wird die stille Seele
ein ermunterndes Asyl
für des Leidenden verhehltes
wirres Einsamkeitsgefühl…
MITLEID ist ein gutes Zeichen
dessen, ob wir auch erreichen,
immer und in jeder Lage
Homo sapiens zu heißen.
1986
