Notschrei / Крик души

O heißersehnte Gunst der Stunde,
wann kehren wir –
     nach langer Verfolgung –
in die Heimat zurück.
          in die Heimat an der Wolga?
Schon ein halbes Jahrhundert
      warten und harren und hoffen
wir Heimatvertriebenen
         ständig darauf!
Wann nimmt, o wann nimmt
die Gerechtigkeit
         allendlich ihren Lauf?
Ist denn wirklich alles dahin,
 ist denn wirklich alles aus –
unser Hoffen und Sehnen,
        unser ureignes Recht,
nach dem bösen Geschick
      als freies Volk zu leben
     in unserer einstigen Republik?
Nur Schweigen. Und Schweigen.
Und bittere Tränen…

Aber nein, wir werden gegängelt,
verachtet, gepiesackt,
        belogen-betrogen bis heute.
Und wieder mal
    will man uns abspeisen
mit einer spekulatären Geste,
          mit einem raffinierten Trick:
Es wäre gewiss wohl am besten,
statt Republik und Staatlichkeit
(Ihr liewe deitsche Leit!…)
eine Assoziation der Deutschen,
            eine Art Kulturautonomie
(Für alles andere
                        sei´s noch zu früh!),
eine Art Oberster Rat
     (Auch eine kühne Tat!),
eine Art Regierung
(um uns an der Nase
                           herumzuführen?)
für alle Belange der Deutschen
 „gesetzlich“ zu gründen –
damit alle Zweifel verschwinden,
wir wären noch diskriminiert…
Aber ohne Territorium,
        ohne engere Heimat,
ohne Wiedergeburt
der Wolgarepublik,
die Stalin uns weggenommen!…

Wieder eine Hinhaltepolitik,
     wie man so oft sie ersonnen!
Und unsere Heimatlosigkeit?
Und unser nationales Gefühl
         der Zusammengehörigkeit
(wo wir wie Sand zerstreut
          im ganzen Lande leben!)?
Und unsere Sprache und Kultur
(Es ist ja fast verloren
    die letzte Spur!)?
Und die Pflege
     unseres Deutschtums
wie einstmals an der Wolga?…
Das sowjetdeutsche Volk
     soll sich auflösen ungewollt?
Und unser Mitspracherecht?
Alles Realitäten und Folgen
       längst vergangener Zeiten?
Wer beantwortet mir
       diese brennenden Fragen?
Nur Schweigen. Und Schweigen
        Und frostige Nebel…
Um es wörtlich zu sagen;
Wieder ein Schwindelgeschäft!…

Die Heimat verlassen für immer?
Für uns, die Sowjetdeutschen,
       die wir bis heute gezeichnet,
wär´s der Passionsweg ins AUS:
              Packt euch zum Teufel!
Schert euch, ihr Deutschen,
auf die Straße
          der Heimatlosen hinaus!…

Und ich frage mich
wieder und wieder:
Ob man uns wirklich
  im Lande nicht braucht?
Doch mehr ist´s ein Notschrei
       als eine Frag
Verzweifelte, bittere Klagen…
Und wird unser Hilferuf
      endlich erhört?
Oder werden die Hoffnungen
  gänzlich zerstört?

14 Juli 1990

Крик души / Notschrei

Когда придёт заветный час,
неся с собою справедливость,
и мы услышим  правды глас,
увидим волжские разливы?

Полвека мы, надеясь, ждём.
Изгнал нас с Волги гнёт надолго.
Вернёмся ль мы в родной свой дом?
Увидим ли тебя, о Волга?

Неужто всё уже ушло?
Надежду скроет толща снега,
восторжествует снова зло
и не возьмёт добро разбега?

И как любой другой народ,
не жить в республике нам вместе?
В ответ уже который год –
то равнодушье, то протесты.

И мы по сей день видим ложь,
навет, обман, пренебреженье.
И прав исконных не найдёшь,
и гаснет вера в возрожденье.

Опять хотят нас накормить
обычным трюком – полумерой.
И за нос ловко поводить,
заткнув нам рты культурной сферой.

Культуру нашу поднимать,
считают, время подоспело,
но Автономию нам дать –

необходимость не созрела.

И чтоб права «не умалять»,
решили выдвинуть иное:
Ассоциацию создать,
правительство и всё такое…

Но территорий не видать
нам, как ушей своих, и дале
и о Поволжье не мечтать,
хоть мы с надеждой встречи ждали.

Желанье Сталина в цене,
увы, осталось и поныне.
Вопрос один: по чьей вине
ещё сегодня мы гонимы?

Как пыль, рассеяны в стране,
живём в безродности печальной.
Язык сберечь нам всё сложней,
И нет культуры изначальной.

Нам Автономия нужна,
Чтоб в высь росла культуры поросль,
а не была обречена,
и был решающим наш голос.

Вопрос назревший очень прост:
возможность дать для процветанья,
пустить обычаи, нравы в рост.
В ответ – туманы и молчанье.

И как советским немцам быть?
(Пока народ наш так зовётся).
Так что ж, нам Родину забыть?
Страну покинуть остаётся?

«Мы все Отчизне не нужны?» –
себя я спрашиваю снова.
И с болью в сердце мы должны
остаться без родного крова?..