Sommerzeit

Zum erstenmal

Du bist ein Städter. Schön und gut.
Bist zu Besuch ins Dorf gekommen?
Willst sehen, was sich hier so tut?

Willst in die Schule gehn beim Sommer?..

Das Lob, das heute du verdienst
beim Jäten, Hacken und beim Häufeln,
macht dich gewiß nicht weltberühmt,
doch brauchst daran du nicht zu zweifeln:

Im Knabenalter ist’s ein Schritt,
der an die Kindheit dich erinnert,
wenn einstens weit sie schon zurück,
als angenehmer Freudenschimmer.

Als Himmelblau und Sonnenglast,
als frohes Lied auf deinem Wege:
Hier hab ich auf dem Feld geschafft
zum ersten Mal in meinem Leben!

Gelbe Rüben

Alle lieben gelbe Rüben,
die man noch im frühen Frühling,
wie bekannt, auf Beten sät.
Sind drei Wochen kaum verflossen,
ist ein Wäldchen aufgeschossen,
das bis an die Knie dir geht.

Einen Monat noch die Möhren
sich vom Erdensaft ernähren,
und dann sind sie ellenlang.
Ausgewachsen, sind es Riesen
wie in Märchen und in Mythen,
wo der Zauber alles kann…

Auch der Peter und die Grete
machten sich zwei große Beete.
„Gretel, dieses da ist mein.
Wieviel werde ich bekommen?
So an eine halbe Tonne?“
„Wart und ernte sie erst ein!..“

Unser Gretel gab sich Mühe
stets beim Jäten und Verziehen…
Ernte jetzt, was du gesät!
Und klein Gretchen ist zufrieden:
Sieben Körbchen gelbe Rüben
nur allein von ihrem Beet!..

Peter war zu faul gewesen:
„Lieber will ich etwas lesen.
Möhren werden selber groß!..“
Und jetzt zog er mit zwei Fingern

aus dem Beet die Rübendinger:
„Sagt, was ist mit denen los?!“

Ja, es hatte jedes Pflänzchen
leider nur ein dünnes Schwänzchen…
Peter staunte: „Unerhört!“
Denn es waren die Karotten
allesamt ins Kraut geschossen –
eine halbe Tonne schwer!

Einhellig beschlossen

„Wollen wir uns Äpfel holen!
Seht, die Äste biegen sich!“
„Heißt es dann nicht doch „gestohlen“?
Stehlen aber darf man nicht!“

„Hör mir auf mit dem Gerede.
Na, was weißt du, Jungchen, auch!
Denn es ist das Äpfelstehlen
bloß ein alter schöner Brauch.

Rasch wir brechen wie die Räuber
rund um zwölf – zu Mitternacht! –
in den Garten ein und treiben
Schabernack mit Bums und Krach:

Mit Trompete und mit Becken –
tschingtaratata-tschingbum!
Aus dem Schlaf den Wecker wecken
wir und kehren wieder um…“

„Nein, uns bringen diese Possen,
glaubt mir, sicher keinen Ruhm!..“
Und so wurde denn beschlossen:
Ohne Abenteuertum!

Und es ging dann gut vonstatten –
nach der neuen Tradition:
Alle arbeiten im Garten
einen ganzen Monat schon!

1984