Der dritte September.
Einundvierzig. In Balzer.
Sie tanzten. Im Stadtpark.
Einen langsamen Tango.
Und dann einen Walzer.
Und noch einen langsamen,
klagenden Tango.
Den letzten. Den letzten!..
Heiße Tränen… Sie rannen
ihr über die Wangen.
Sie weinte und schluchzte.
Und rang dann verzweifelt
und jammernd die Hände.
Es hämmerte mächtig.
Im Kopfe. Bedrängt:
Das Ende. Das Ende! Das Ende!!
Sie schmiegte sich eng,
voll Vertrauen an ihn.
Und küßte ihn ungestüm.
Und weinte und schluchzte
und konnt‘ nicht begreifen:
Ihr Peter? Ein Ekel?
Ein Spion? Ein Verräter?..
Und die NKWD-Leute hetzten
im Park hin und her.
Ein Dutzend. Zwei Dutzend.
Drei Dutzend vielleicht…
Dann knallte die Peitsche:
Fort, fort mit dem frechen,
gemeinen Geschmeiß!..
Um ihr Leid zu verstehen:
Tatjana war sechzehn.
Und Peter war sechzehn.
Tatjana war Russin.
Und Peter war Deutscher…
O Unheil! O sittliches Übel!
Verunglimpfung! Schande!
Erbärmliche Furien!..
Tatjana und Peter:
Romeo und Julia…
Der Abschied war schwer.
Und die Folgen noch schwerer:
Sie haben einander
nie wieder gesehen.
1989
