Im Schonrevier seiner Muttersprache
wählt schonend und stets überlegend
der Dichter die nötigen Setzlinge
aus: für das Bild und den Ausdruck
des innren Gehalts
der künftigen Verse.
Wie im Forstgarten immer es tut –
bei der Auswahl der Stecklinge –
der ins Leben verliebte Förster.
Und: Aus den Schößlingen-Wörtern
erwachsen (auf fruchtbarem Boden!)
dann die richtigen Worte –
Zeile um Zeile –
wie Schutzwaldstreifen.
Damit sie die grünende Saat
und die Sommernachtsträume
der rechtschaffnen Menschen,
ihr Tun und ihr Treiben,
ihr Wirken und Weben
vor Sturmwind und Dürre behüten.
Damit sie mit jeder Silbe –
singend und klingend und ringend –
die menschliche Seele beschirmen
vor Frostgefahr
im blühenden Frühling;
vor satter Selbstzufriedenheit
im fleißigen Sommer;
vor sträflicher
Pflichtvergessenheit
im freigebigen Herbst;
vor schläfriger Gleichgültigkeit
im schneereichen Winter –
vor der Erosion der Gefühle.
1985
