Größenwahn

Nicht selten meint so mancher Stümper,
er hätte wunder was vollbracht,
und zuckt dabei mit keiner Wimper,
wenn Ausschuß auf den Tisch er kracht.

Mitunter denkt ein Junggelehrter,
daß ohne ihn die Welt verfällt,
er sei der Wissenschaften Vater,
er sei der Nabel dieser Welt.

Ein langbemähnter Schürzenjäger,
auf neue Opfer stets erpicht,
sich wähnt so gern als Fackelträger,
recht stolz auf seine „Mannespflicht“.

Es sieht sich manche eitle Dame,
berauscht von lauter Größenwahn,
verewigt schon im goldnen Rahmen,
als Schönheitsgöttin kundgetan.

Und wenn Familienväter suchen,
allein nur Herr im Haus zu sein,
dann können Fehlarbeit wir buchen
und Eigendünkel obendrein.

„Woher nur stammen“, hört man fragen,
„der Dünkel und der Größenwahn?“
Ob wir nicht selber den begnaden,
der hier den ersten Schritt getan?

Die beste Heilung dieser Kranken
ist Prophylaxe jederzeit.
Mit Wort und Tat. Und ohn´ zu wanken.
Mit Vorbild. Mit Bescheidenheit.

                          Karaganda, den 13. Mai 1981