Die blühende Erle

Wenn aufzieht ein schweres Gewitter,
die Erle da drunten am Bach
bis heute noch leise erzittert –
es ist die Erinnrung noch wach.

Gekuppt und zerknickt und zersplittert
vom Sturmwind mit rasendem Groll,
griff fest sich am Boden verbittert
die Erle, die leben gewollt.

Es stiegen die drängenden Säfte
in Stamm und in Zweig und in Blatt.
Und langsam sie sammelte Kräfte,
bis daß sie es endlich geschafft…

Vernarbt sind die klaffenden Wunden
am kräftigen Leib mit der Zeit:
Zurück hat zum Leben gefunden
die Erle trotz Kummer und Leid.

Nun zweigt sie und grünt sie noch schöner.
Und zapfengeschmückt ist ihr Kleid.
Und Freude und Wonne durchströmen
die Seele der Schwarzerlenmaid.

                                            1983