***
Lieber Herbst,
ich weiß, du lärmst
und prahlst nicht gern.
Der Größenwahn –
er bleibt fern.
Lieber Herbst,
ich weiß, du färbst
zu früher Stund
den Wiesengrund
schon herbstlich-bunt.
Lieber Herbst,
ich weiß, du schwärmst
für wahre Kunst
und nicht für Rauch
und Nebeldunst.
Lieber Herbst,
ich weiß, du erbst
vom Sommer viel.
Verschenkst es gern.
Ein hohes Ziel.
Lieber Herbst,
ich weiß, du stärkst
im Winter dann
mit Speis´ und Trank
den Ackersmann.
***
Abschied nimmt
der schöne Herbst
nun von Wald
und Feld und Wiese.
Um sie noch einmal
zu grüßen,
schenkt er ihnen –
fahrbereit –
vor dem Scheiden
recht viel Sonne,
daß die letzte
Götterwonne,
lange-lange
golden prangend,
im Gedächtnis
aller bleibt.
***
Der letzte Song
der müden Blätter
der Spätherbstzeit
erreicht mein Ohr.
Befangen erst,
ganz leise-leise –
melodisch und sonor.
Dann setzen ein
die weichen Stimmen
der warmen Farben –
ein langsames Empor,
und aus dem Ringen
wird allmählich
ein gemischter Chor…
Sein bestes Tonwerk
trägt der Herbst
uns heute vor.
***
Noch ein Gläschen
herben Weines
schenkt der Herbst
der Wiese ein
und verrät ihr
ein Geheimnis…
Mögen beide
glücklich sein!
***
Der Herbstwind weht
und weht erregt
und tiefbewegt
und wird nicht müd…
Dein Lied vergeht,
wenn nicht zu spät
dein Herz versteht
das Herbstwindlied.
***
Heute singt
der späte Herbst
den letzten Blättern
seine schlichte
Abschiedsweise –
sein Ade.
Und ein graues
Regenwetter
weint ihm leise
Tränen nach,
die niederfallen
als weißer Schnee.
1983
