Brücken

Wir machen uns hemdsärmelig
und gehen ans Werk: Es wird
                  geschafft
und manchmal ein Werk auch
               geschaffen –
heut eine Stimmungsnovelle,
morgen ein gutes Gedicht,
später vielleicht ein Roman.
Die Zeit ist somit nicht
                    vertan.
Doch wir schmoren im
            eigenen Saft…
Wir sehen uns ziemlich oft,
nicht in natura jedoch.
Wir grüßen einander „Hallo!“
und freuen uns sehr und
                  sind froh,
daß der und der und die,
                     daß wir
noch da sind (laut Papier).
Die Brücken sind die
                  Litseiten,
die die Treffs uns bereiten.

Warum denn nicht Brücken
                      bauen,
Dichterfreundschaftsbrücken,
die uns zusammenführen
                    würden –
leibhaftig, in eigner Person?
Und Beispiele gab es ja
                       schon.
Um einander in die Augen
                  zu schauen,
um einander die Wahrheit
               anzuvertrauen,
ohne zu fackeln – beliebt,
               nicht beliebt;
mag es auch stacheln –
           Kritik ist Kritik!
Um darüber zu diskutieren,
was zwischen den Zeilen oft
                       steht,
was unseren Werken oft
                       fehlt,
was wir wohl besser machen
                     könnten,
sollten und müßten. Und
                      müssen!
Um Nützliches zu vollführen.
Daß rein ist des Dichters
                    Gewissen.

1984