Wohlklang und Mißklang

Sie begleiten uns ständig.
Häßliche Mißtongebilde,
die die menschliche Würde
mit Tumult überschütten,
das Gesundsein zerrütten,
gab es und gibt es genug:
Ohrenbetäubender Lärm –
ein Knirschen und Knarren,
ein Klopfen und Pochen,
ein Rattern und Knattern.
Von zermalmender Stärke.
Auf den Straßen von heute.
In den Werken von morgen.
In den Hirnen der Menschen…

Zur Hilfe uns kommt die Musik.
Die metallischen Mißklänge,
die die Sinne betäuben,
fängt oft sie sich ein
und zähmt ihre sinnlose Kraft
und verschmilzt sie mit Sonne,
mit Erwartung und Liebe
und verschenkt die Legierung
als himmlisch erhabene Töne
des ewig Lichten und Schönen –
als Sonaten eines Vivaldi,
als Bachsche Kantaten,
als eine Beethovensche
unsterbliche Appassionata.

Damit das Gerassel,
der Tamtam und der Trubel
des Alltags verstummen
und wir uns ergötzen
an der sonnigen Stille
der melodischen, reinen,
harmonischen Zauberklänge,
die die schmachtende Seele
von ihrer Bedrängnis befreien,
von vergeblichen Illusionen
und von Mißtrauen heilen.
Daß Menschen wir bleiben.

1987