In den Staub einst getreten / И в этом вся наша вина?

Nishni Tagil, Nishni Tagil…
Ob niemand uns braucht?
Ob niemand uns will?…
Unsere Heimat dort an der
                      Wolga
sei – ohne uns! –
schon lange besiedelt?
Gewiss, ja gewiss,
fünfzig Jahre – das ist
eine schreiende Frist.
Doch da stimmt etwas nicht.
Gibt es da nicht
eine Nebenabsicht?
Werden wir nicht bis heute
als Deutsche gemieden?…

Einen Tag lang und eine Nacht
habe ich dort im Dezember
sechsundvierzig verbracht
auf dem stöhnenden Bahnsteig
im Nishni Tagil,
von grimmiger Kälte umhüllt.
Und es half mir
kein Bitten und Beten.
Ich blieb ja noch lange
ein „Feind und Verräter“…

Du bist nicht erschienen
zu jener Zeit, Eveline,
um mir – deinem Landsmann
und Freund und Verehrer –
ein Stückchen Brot
(wie einem Straßenbettler!)
schweigend zu reichen
oder mit einem warmen Wort
mich zu trösten in meiner Not…
So viele, so viele, so viele
waren damals schon tot…

Denn du wusstest ja nicht
zu jener Zeit, Eveline,
dass ein Verstoßener,
ein Strolch ein heimatloser,
dem Lager entkommen,
nach den Seinen sich sehnend,
im blutenden Herzen
einen kleinen Hoffnungsschimmer,
ins Ungewisse fährt –
für lange, für immer…

Auch ich wusste nicht, Eveline,
dass du in Nishni Tagil,
verunglimpft und mobilisiert,
schon jahrelang
schuftest und frierst
und hungerst und leidest
schmachtvoll wie viele
im Ural, in Norilsk…
überall – im Norden und Süden –
weil´s der „Vater der Völker“
nun einmal so will…

Darf ein Despot
ein ganzes Volk
seiner Heimat berauben?
Wir wollten es damals
(auch später) nicht glauben.
Und unsere Väter und Mütter,
unsere Schwester und Brüder,
die alle so bitter gelitten,
und unsere künftigen Kinder,
und unser verdunkelter Himmel,
die Heimat genommen
für immer. Auf immer…

Schon lang ist er tot –
der verruchte Despot,
der uns unsere Heimat beraubt
und uns in den Staub getreten

in den giftigen Staub
der Ungerechtigkeit…
Bis heut jedoch alles bleibt,
wie er es gewollt. Und es hilft
uns kein Bitter und Beten…
Nishni Tagil, Nishni Tagil,
also müssen wir´s glauben,
das niemand im Land
die Sowjetdeutschen braucht,
die Unionsdeutschen will?

1991

И в этом вся наша вина? / In den Staub einst getreten

Полвека без родины –
            срок вопиющий!
В районах Поволжья
            другие живут?
Пока невозможно?
            Позднее? В грядущем?
Там все протестуют
            и немцев не ждут?

С завидным упорством
            плетут паутину:
решить очень трудно….
            проблема сложна….
А может, в отказе
            иная причина?
Мы немцы – и в этом
            вся наша вина?

О Нижний Тагил…
            Память голову кружит.
Я был там, пройдя
            через лагерный ад.
Платформа стонала
            от яростной стужи.
Как «враг» и «предатель»
            я ехал назад.

Тебя я не встретил
            тогда, Эвелина.
 Напрасными были
            в те годы мольбы.
Друзья мне руки
            протянуть не сумели.
О многие, многие
            были мертвы.

Отвергнутый жизнью,
            босяк и бродяга
в израненном сердце
            надежду таил.
Тоскуя по дому,
            уйдя из барака,
не знал, что навек 
            в неизвестность спешил.

Не знал я в то время,
            что ты, Эвелина,
давно под надзором
            на этой земле,
что ты надрываешься
            в Нижнем Тагиле,
как все мы, страдаешь
            и мёрзнешь в тайге.

На юг и в Сибирь,
            на Урал и на север

безвинно виновных
            сгоняла беда.
Отняв в справедливость
            непрочную веру,
нас воля «отца»
            отправляла туда.

В те давние годы
            не мог и понять я,
что «вождь всех народов»
            лишил нас корней.
Не знали ни небо,
            ни сёстры, ни братья,
что дома не будет
            у наших детей.

Давно уже деспота
            нету на свете,
того, что нас в пыль 
            клеветой превратил.
Но только и ныне
            на ложь нет запрета.
Осталось всё так,
            как «отец» наш хотел.

Ах, Нижний Тагил…
            Неужели напрасны
надежды в республике
            собственной жить?
Неужто считают
            народ наш опасным,
и немцам советским
            отныне не быть?