Gebote der Zeit

Kälte und Regen
im Spätherbst der Seele
       sind schwer zu vermeiden.
Stehst vor dem Winter
und schaust in die Leere
         und suchst eine Bleibe,
wo deine Hoffnung nicht trügt,
      wo es noch Innigkeit gibt.

Düstere Ahnungen.
Wehmut ergreift dich
         und nagt dir am Herzen.
Lastende Nebel
und Mißklänge lindern
    wohl kaum deine Schmerzen…
Ist es die Angst vor dir selbst,
die unter Druck dich nun hält?..

Danke den Liedern
des blühenden Flieders
         im zeitfernen Frühling.
Danke den Freuden
der Sommernachtsträume
            mit Rosen der Liebe.
Und dein Verlangen vernimmt
Klänge, die sanft sind und lind.

Weißt ja, es gab
auf dem leidvollen Wege
       auch Stunden des Schönen.
Und die Erinnerung
trocknet der Wehmut
          behutsam die Tränen…
Und die Gebote der Zeit
       trösten die Seele erneut.

15. September 1990