Verstummte Lieder

Verstimme ich dich nicht
mit meiner bangen Stimme,
die oftmals ängstlich klingt
und wehklagt wie entrückt
in meinen Liebesversen?
Die wunde Seele spricht –
so war es ja noch immer –
davon, was sie umringt,
davon, was sie bedrückt:
Sie kann sich nicht beherrschen.

Die Liebe hat versagt?
Die zauberhafte Liebe?
War sie auf Sand gebaut?
War’s nichts als Liebelei?
Ein Gast, uneingeladen?
So frage ich verzagt…
Ist alles nun vorüber?
Umsonst dem Drang vertraut?
Verwirrte Träumerei?
Und gibt es keine Gnade?..

Wenn die Erwartung schweigt,
verstummen auch die Lieder.
Die Blumen welken hin.
Die Sterne schimmern fahl. –
Symbole der Enttäuschung!..
Und wenn die Unruh steigt,
so drückt den Mut sie nieder.
Es lacht der Widersinn.
es weint die Seelenqual.
es jammert die Verzweiflung.

6. Januar 1991