Vom Guten und Bösen auf unserem Wege

Die Wogen des Großen Oktober –
sie spülten hinweg,
            was verfault und vermodert,
und fegen auch heute von Dreck,
            was vermieft und verlogen.
Und aus den Annalen der Jahre
kann jeder die Wahrheit erfahren,
die lautere Wahrheit
            die sie niemals versteckt.

Ach nein, unser Weg war nicht leicht.
Den Vätern und Söhnen und Enkeln
haben die Sorgen schon immer gereicht.
All das, was im Lande errichtet
in der siebzigjährigen Geschichte,
ist alles das Werk ihrer fleißigen Hände,
ist Schöpfung und Tat aller ehrlichen Menschen,
die offtmals auch bitter gelitten,
wenn heraufzog ein böses Gewitter.
Ihr Leben war oft ein Wir-Müssen.
Doch immer blieb rein ihr Gewissen.

Die gellenden Flammen des Bürgerkrieges,
der damals spontan rings entbrannte,
die totale Zerrüttung des Landes,
die drückende Not und der bittere Hunger;
der zynische Aufmarsch der Intervention
und die schmutzige Wirtschaftsblokade
der fauchenden, frechen Entente –
sie wurden allmählich bezwungen.
Auch das waren Schritte der Revolution
und Treppenaufgänge des Sieges…

Jeder Weg hat ein Ziel, einen höheren Zweck.
Der Gerechtigkeit strahlendes Licht,
ein Leben, gelebt nicht vergebens,
eine Welt, die uns Frieden verspricht,
waren noch immer das Ziel unsres Weges.
Doch führte er oft über steinige Halden und Klippen…
Was ein aufrichtiger Mensch alles kann!
Natürliche Freuden verspürend,
voll Hoffnung und Zuversicht, schritten
die Bahnbrecher mutig voran –
von der Härte des Kriegskommunismus
hinüber dann über die Riffe
der verwickelten, kichernden NÖP
bis zu en Lichtern der Schwerindustrie,
bis zu den Früchten der Kollektivierung.

Dabei auch Verstöße und Sünden.
Verdrehung, Verzerrung, Verwirrung.
Und schmerzliche Rückgratverkrümmung.
Und so viele der Besten, die das Beste verfochten,
mussten ihr Werk mit dem Leben bezahlen –
sie fielen in den dreißiger Jahren
dem Personenkult Stalins zum Opfer.

Doch blieb unser Ziel – der Sozialismus,
der wahre,
            worum wir auch heute noch ringen…
Und als die faschistischen Räuber
                                   unser Land überfielen,
hat wieder das Volk seine Treue
            zur sozialistischen Heimat bewiesen
und in blutigen Schlachten
                                   errungen den Sieg.
Das Blut der Millionen,
                                   die damals gefallen, –
es flammt als Gedankenfeuer auf den Pylonen
der Mahnmale all diese Jahre,
es prangt in den Blüten der Frühlingspäonien
als Sinnbild der menschlichen Güte
und pocht in den Adern der Enkel als Warnung:
Verdammt sei auf ewig der Krieg!..

Noch so manche bedrückende Zeiten
finden sich in den Annalen.
Um so mehr aber wärmede Strahlen
der Hoffnung, die nie uns verließ.
Vorbei war der schreckliche Krieg.
Armut, Ruinen und Trümmer.
Niedergebrannte Dörfer und Städte…
Drum hieß es, von neuem beginnen…
Wieviel Mühe und Kraft waren nötig,
um die Wunden des Krieges zu heilen!

Allmählich begannen die Fluren
des Friedens wieder zu grünen.
Man atmete durch. Man atmete auf:
Glaube und Zuversicht, sonnenbeschienen.
Und Schritt um Schritt, und Stufe um Stufe
bauten wur unser ruhiges Haus.

Es wurde nun nicht mehr geschossen.
Es wurde nun Neuland erschlossen,
es wurden moderne Betriebe gebaut
und Bahnen ins Weltall gebrochen:
Der Weg in die Zukunft liegt offen,
wenn friedlich das Himmelszelt blaut…

Doch schlichten sich ein mit der Zeit
Versehen und Fehler und Mängel erneut.
So manches Verdächtige war nun erlaubt,
womit sich der Mensch
            seiner Menschlichkeit selber beraubt.
Und siehe:
            Schon machte das Übel sich breit.
Mit Prunksucht und Trunksucht
                        Betrug und Bestechung
verstand es das Böse,
                        sich grausam zu rächen.
Die Wahrheit?
            Sie ward in die Zange genommen.
Die lumpige Lüge begann zu florieren.
Und so mancher Taugenichts
                        spielte den Frommen
und suchte ein gottloses Leben zu führen
und „gottvoll“
            auf den „Haufen“ zu schauen von oben.
Und die Sorgen und Nöten all derer,
die im Werk ihren Mann ständig stehen,
die wirken und weben und säen,
wurden ganz leise zur Seite geschoben…

Das Gute und Böse auf unserem Wege
Standen sich ständig
            und stehn sich auch heut gegenüber.
Jedoch triumphiert Mephisto wie immer zu früh.
Das Licht der Gerechtigkeitsliebe,
die Wärme der wirklichen Demokratie
und die Sonne der menschlichen Güte
vermochten das dunkelste Dunkel des Bösen
sogar in der schwierigsten Zeit zu besiegen.

Wir sind nicht nur ehrlich entrüstet
Über den giftigen Dunst
            der sittlichen, dreisten Delikte.
Es wird auch zur Tat nun geschritten.
Und Mark ist genug in den Knochen
                        der Umgestaltungsepoche.
Und es gibt auch genug
                        therapeutische Mittel,
um Schafmützenbrüder,
            die wohlig im Amtssessel nicken,
aus dem Dornröschenschlafe zu rütteln…
Wir sind Realisten.
            Und erfahrungsgemäß Optimisten.
Und unsere Losung heißt:
                        Mehr Sozialismus!

Und das Böse und all seine Übel
müssen im heftigen Kampf
mit dem Guten und Schönen und Lichten
In unserm Vormarsch allendlich verspielen.

                                               1987