Allein und verlassen

Ballade

Dumpfe Hoffnungen schwellen
in der Seele der Mütter,
die, allein, sich zerquälen,
vom Verhängnis erschüttert…

           ***
Sie erwacht aus dem Schlaf:
Ach, wie schön war der Traum!
Wird der heutige Tag
sie erfreuen? Wohl kaum…

Die Gefühle entflammen!
So ein Traum, solche Bilder:
Sie war wieder zusammen –
mit dem Mann und den Kindern…

Hat sich niemals geschont,
sie gepflegt und geherzt…
O wo bleibst du, mein Sohn,
du mein Stolz und mein Schmerz?..

Warum schweigst du, o Tochter?
Ist dir Leid widerfahren?..
Hab das Haar dir geflochten
heut im Traum wie vor Jahren…

Wie vereinsamt, allein
und verlassen ich bin!..
Habt ihr Herzen von Stein,
wo mein Blut drin gerinnt?!

O so laßt mich nur leiden
und lebt wohl, meine Kinder!
Denn ich weiß, ich muß scheiden
und vergeb euch die Sünden…

            ***
Ein Gemüt ist erstarrt,
ist vor Kälte verkohlt…
Hat gehofft und geharrt,
bis der Tod es geholt.

24. Dezember 1987