Im Winter

Ihr kennt ja den strengen Dezember:
Er ist ein erfahrener Mann,
steht wachsam und brav an der Grenze
des Jahres, solang er nur kann.
Und wenn auch die Schneestürme wüten,
bedeutet das keine Gefahr:
Vor verheerender Dürre behütet
er sorgsam das kommende Jahr.

Der Januar macht es noch besser:
Er schüttelt den Schnee unablässig
aus jedwedem Wölkchen heraus
und baut seine Märchenschlösser
geschäftigt und selbstvergessen
im Windschatten tagelang auf.
Er lächelt und schnalzt mit der Zunge,
wenn die Kinder vor Freude sich tummeln
im lockeren, flaumigen Schnee.
Es macht sie der gütige Winter
noch rotbäckiger und gesünder…
So weht, liebe Schneeflöckchen, weht!
Der Februar meint es schon wärmer.
Und bald sagt der Winter ade.
Die Spatzen beginnen zu lärmen
und plustern sich lustig im Schnee…
Und siehe, es summen ganz leise –
wo alles noch knietief verschneit…
die Felder und Wälder schon Weisen
vom Frühling, der gar nicht mehr weit.

1991