Es ist noch nicht zu spät

Kein Wölkchen. Rings brütende Hitze.
Schwer atmet heut wieder das Land.
Mit sengenden Stichen zerschlitzen
die Strahlen sein grünes Gewand.

Kein Windhauch. Unheimliche Schwüle
drückt dumpf auf das lechzende Feld.
Es schmachtet nach Regen und Kühle
die grünende, blühende Welt…

Und endlich, nach glutheißen Tagen,
erhebt sich ein rechtschaffner Wind,
und grauschwarze Wolken schon jagen
am nächtlichen Himmel dahin.

Und lilane zuckende Blitze
zerreißen das Dunkel der Nacht.
Ganz heimlich versteckt sich die Hitze:
Der Morgen hat Regen gebracht.

Die Erde trinkt gierig den Regen.
Der Wind hat ihn zeitig bestellt:
Mag blühen und reifen zum Segen
der Menschen das liebreiche Feld.

1983