Ein Liebespaar.
Schon grau ist ihr Haar.
Ja fast weiß.
Wohl gebleicht von der Zeit.
Ist denn im Herbst
noch die Liebe so heiß?..
Manch jüngeres Pärchen –
es könnte sie wahrlich beneiden!..
Der Sommer ist längst schon vergangen.
Sie träumen. Im herbstlichen Park.
Auch der Park ist schon alt,
so alt wie die beiden
zusammen.
Also sind sie viel jünger
als dieser,
der wieder
im Frühling
ergrünt und erblüht.
Jedoch auch im menschlichen Leben
der Kreislauf sich langsam vollzieht.
Auch wenn´s medizinisch nicht stimmt –
verweilen sie hier auf der Bank,
um Jahrzehnte verjüngt:
Eng schmiegt sie sich an seine Seite,
und zärtlich er streichelt
ihre kleine noch zierliche Hand.
Sie lieben noch immer
einander so heiß und so innig
wie damals im blühenden Mai
Und sind sie auch längst schon vorbei –
ihr Mai und ihr Juni und Juli,
und wenn es auch längst schon oktobert,
so haben sie Herzenswärme
für die Spätherbstzeit,
wenn es regnet und schneit,
von damals sich aufgehoben.
Und sonnige Farben,
die in frostigen Tagen
sie hoffnungsfroh-warm dann umarmen…
Die zeitfernen Stunden
vergessen sie nimmer,
als einst sie gefunden
einander auf immer.
Sanitäterin war sie gewesen
im Großen Vaterländischen Krieg,
der soweit ja zurück heute liegt…
Klein von Wuchs,
zerbrechlich und schmächtig,
hat einst sie so viele Krieger
bei Tag und bei Nacht,
bei Wind und bei Wetter,
unter Trommelfeuer und Kugelhagel
vom Schlachtfeld getragen
und ihnen das Leben gerettet.
Auch er hier an ihrer Seite –
im Kriege ein kühner Gefreiter –
verdankt ihr sein Leben:
Todmüde und selber vewundet,
hat sie in der schrecklichen Stunde –
die Zähne wie stets aufeinandergebissen,
ihre Kraft, die zu schwinden
begonnen,
zu einem einzigen Bündel
zusammengenommen,
auch ihn noch dem Tode entrissen…
Ein glückliches Los:
Zärtliche Liebe im Herbst,
die heute wie damals sie wärmt.
Und die Kinder sind Mütter und Väter,
die das mittlere Alter vertreten,
und die Enkelschar knospet und lärmt –
sie werden allmählich ja groß!..
Die Jahre – wie schnell sie verwehen!
Doch das menschliche Leben
sprießt weiter und weiter
im Kreislauf und Aufstieg
zu neuen, noch lichteren Höhen…
Wenn die Welt
am Atomkrieg
nicht scheitert.
Drum muß unser einziges Heim –
die im Weltall
verheißungsvoll schwimmende,
sich ewig verjüngende,
sonnenblau schimmernde,
Lebenslicht bringende,
uns hoffnungsvoll stimmende,
grünende, blühende Erde –
ein Bollwerk des Weltfriedens werden!
28.10.85
