Für meine Studentinnen
Ein Ahorn. Fast entlaubt. Im Walde weinend:
Sein Herz ist nicht aus Eis und nicht aus Stein.
Wie inniglich er liebt die jungen Bäume:
Sie prangen stolz und träumen ihre Träume,
wie er vor vielen Jahren sie geträumt.
Es wurde ihm zu teil so manches Gute,
so manches Schöne, was er kaum vermutet.
Doch auch im grünen Walde eilt die Zeit:
Die Jahre, Monde, Stunden und Minuten –
sie sind ein Augenblick der Ewigkeit…
Noch strahlt das helle Dur im Herzen wider.
Der Abschied aber dichtet wehe Lieder,
die dann die Einsamkeit im stillen singt:
Ein Schmerzgefühl: Ob alles nun vorüber:
Ein Baum, ein kahler, der auf Moll gestimmt…
Doch findet Trost er in den jungen Trieben,
die hoffnungsvoll und freudestrahlend grünen:
Ein Reigentanz der frohen Zuversicht!..
Er weiß, wie heiß das Leben alle lieben.
Drum strahle, strahle, helles Sonnelicht!
1986
